Hebebühnen für Körperbehinderte: Worauf kommt es an?
Die Hebebühnen gehören zu den technischen Hilfsmitteln, die Rollstuhlfahrern die komfortable und sichere Überwindung von Höhenunterschieden erlauben. Sie zählen sich zur Gruppe der Lifte, die eine Plattform zur Verfügung stellen und nur eine vertikale Bewegung unterstützen. Eine Hebebühne bietet einen besonderen Vorteil, denn sie kann beim Transport schwerer Lasten ohne große körperliche Anstrengung ebenfalls helfen. Sie ist nicht nur eine nützliche Alltagshilfe für Rollstuhlfahrer, sondern verschafft auch Menschen eine größere Bewegungsfreiheit, die beim Laufen mit einen Rollator, auf Gehbänke sowie auf Achselstützen oder Unterarmstützen angewiesen sind. Zudem hilft sie Menschen, die beispielsweise durch versteifte Kniegelenke oder eine Versorgung mit unbeweglichen Orthesen keine Treppen mehr steigen können.
Welche Höhenunterschiede können Hebebühnen überwinden?
Die überwindbare Höhendifferenz ist bei den Hebebühnen bei der Mehrheit der Modelle auf maximal drei Meter begrenzt. Der Grund dafür sind die Anforderungen an die Sicherheit der Nutzer. Bei größeren Höhenunterschieden kommen deshalb stattdessen Senkrechtaufzüge mit geschlossenen Kabinen zum Einsatz. Der Einstieg bei der maximalen Hubhöhe liegt bei den meisten Herstellern bei 75 Zentimetern. Das heißt allerdings nicht, dass eine Hebebühne bei einer geringeren Hubhöhe nicht zum Einsatz kommen kann. Dort ist sie jedoch meistens aufgrund der hohen Anschaffungskosten nicht lohnenswert. Wenn der Platz dafür reicht, sind anlegbare Rampen bei kleineren Höhenunterschieden die wesentlich preiswertere Alternative.
Die bevorzugten Einsatzorte für Rollstuhlfahrer-Hebebühnen
Klassische Einsatzorte für Hebebühnen sind Eingangsbereiche, die über mehr als zwei oder drei Stufen erreichbar sind. Dort lassen sie sich seitlich am Absatz vor der Haustür integrieren. Das gilt genauso für Innenräume, deren Fläche sich auf unterschiedliche Ebenen verteilt. Beispiele dafür sind Podeste in Wohnräumen, Praxisräumen und Gewerberäumen. Im Außenbereich kommen Hebebühnen für Rollstuhlfahrer außerdem für die Schaffung von geeigneten Zugängen zu Erdgeschosswohnungen (in der Regel über den Balkon) zum Einsatz. Dadurch können ansonsten barrierefreie Erdgeschosswohnungen auch dann an körperbehinderte Interessenten verkauft und vermietet werden, wenn im Treppenhaus kein Platz für den Einbau eines als Treppenlift konzipierten Plattformlift vorhanden ist.
Durchlader oder Ecklader: Bei der Hebebühne gibt es beide Varianten
Der Unterschied zwischen dem Durchlader und dem Ecklader resultiert aus der Positionierung der Ein- und Ausfahrt. Bei den als Durchlader konzipierten Hebebühnen befinden sich die Auffahrt und die Ausfahrt genau gegenüber. Beim Ecklader muss die Plattform so groß sein, dass die Nutzer den Rollstuhl um 90 Grad drehen und seitlich ausfahren können. Das ist – abhängig vom Aufstellungsort und Modell – wahlweise links oder rechts möglich. Beide Varianten stehen sowohl in Ausführungen für den Innenbereich als auch für den Außenbereich zur Verfügung.
Welche baulichen Voraussetzungen benötigen Hebebühnen?
Die meisten Modelle der Hebebühnen für körperbehinderte Menschen kommen ohne eine Grube (auch Unterfahrt genannt) aus. Bei ihnen müssen die Nutzer lediglich einen geringen Höhenunterschied über eine ausklappbare Auffahrrampe bewältigen, der durch die Stärke der Plattform in der untersten Position entsteht. Dazu bedarf es durch die im Schnitt 30 Zentimeter langen Auffahrrampen keiner großen Kraftanstrengung. Auch Elektrorollstühle schaffen die minimale Steigung ohne jegliche Probleme. Ansonsten benötigt diese Form der Plattformlifte nur eine ebene und ausreichend belastbare Aufbaufläche. Hebebühnen mit Unterfahrt (Grube) haben den Komfortvorteil einer ebenerdig parkenden Plattform. Sie vermeidet Sturzgefahren, die beispielsweise bei zusätzlich sehbehinderten Nutzern mit Gehbank sowie Unterarmstützen und Achselstützen durch den Zugang über eine ausklappbare Rampe gelegentlich entstehen.
Was muss baulich bei der Elektrik vorhanden sein?
Viele Interessenten für die praktischen und komfortablen Alltagshelfer für Menschen mit eingeschränkten körperlichen Fähigkeiten befürchten, dass sie zuerst einen Kraftstromanschluss verlegen lassen müssen. Diese Befürchtung ist komplett überflüssig! Die meisten Modelle der Hebebühnen für Rollstuhlfahrer nutzen Elektromotoren, die mit Wechselstrom und einer Betriebsspannung von 230 Volt arbeiten. Auch besonders hohe Absicherungen der für den Anschluss verwendeten Stromkreise ist nicht erforderlich, denn gibt kaum eine Hebebühne, deren Antriebe eine Leistungsaufnahme von mehr als 300 Watt haben. Das ist auch bei den Modellen nicht der Fall, die mit bis zu 350 Kilogramm belastet werden können.
Welche Hubtechniken stehen zur Auswahl?
Eine Variante der Hubmechaniken sind Teleskopscheren. Sie finden sich jedoch selten, weil diese Modelle der Hebebühnen nicht ohne eine Grube im Boden auskommen. Viel weiter verbreitet sind Zahnrad-Zahnstangen-Kombinationen sowie die Kombination aus Zahnrädern und Gewindestangen (Spindeln). Auch Kettenantriebe sind häufig zu finden. Diese Hubtechniken haben den Vorteil, dass sie besonders wenig Platz benötigen, weil sie sich in Säulen mit geringem Durchmesser unterbringen lassen. Andere Hersteller gestalten die seitlichen Absturzsicherungen als Hohlkonstruktionen und verbergen darin die Motoren samt Hubtechnik.
Beim Kauf der Hebebühne auf die Sicherheit achten!
Bei der Auswahl der Hebebühnen kommt es nicht nur auf die maximale Hubhöhe und Belastbarkeit sowie die Größe der Plattform an. Der Blick auf die vorhandenen Sicherheitselemente ist ein Muss! Sie starten bei der Totmannschaltung, die einen Sofortstopp beim Loslassen der Bedienknöpfe auslöst. Stabile und ausreichend hohe Seitenteile sind ebenfalls ein zwingender Bestandteil. Ideal sind geschlossene Seitenwände. Sie schützen davor, dass aus der Hand rutschende Gegenstände von der Plattform herunterfallen können.
Auch eine elektronische Türsicherung ist unverzichtbar. Diese Elektronik verhindert, dass die Hebebühne losfahren kann, bevor alle Türen ordnungsgemäß geschlossen sind. Abnehmbare Bedienelemente sind ein wirksames Mittel, um die Benutzung durch unbefugte Dritte auszuschließen. Idealerweise verfügen die Hebebühnen über einen umlaufenden Schutz für den Bereich unter der Plattform, der sich mit Falttechnik an den jeweiligen Standort der Plattform anpasst. Modelle mit einer größeren Hubhöhe sollten über Sensoren oder eine Laserabtastung dieses Bereichs verfügen, um Personen- und Sachschäden über einen Notstopp zuverlässig zu verhindern.
Tipps und Hinweise zur Finanzierung der Hebebühnen
Wer einen festgestellten Pflegegrad hat, darf sich auf Zuschüsse von der gesetzlichen Pflegekasse freuen. Er beträgt pro pflegebedürftigem Nutzer nach den Regelungen im Paragrafen 40 des SGB XI bis zu 4.000 Euro für Maßnahmen zur Verbesserung des Wohnumfelds. Gibt es mehrere Nutzer mit Pflegegrad, kann die Pflegekasse einen Zuschuss bis zu 16.000 Euro (4.000 Euro pro Person, maximal 4 Nutzer anrechenbar) gewähren. Wie hoch die Zuschüsse von privaten Pflegezusatzversicherungen ausfallen, hängt von den im Vertrag individuell vereinbarten Leistungen ab.
Der Rollstuhl und die Hebebühne wurden als Folge eines Arbeitswegeunfalls, eines Arbeitsunfalls oder einer anerkannten Berufskrankheit notwendig? – Dann muss sich die zuständige Berufsgenossenschaft an den Kosten der Technik beteiligen! Sie richtet sich meistens ebenfalls nach den Bestimmungen im SGB XI. Allerdings sind hier auch Einzelfallregelungen möglich, bei denen die Berufsgenossenschaft als Träger der gesetzlichen Unfallversicherung alles bezahlen muss. In diesen Fällen entscheiden sich die Berufsgenossenschaften jedoch meistens dafür, den Betroffenen die Hebebühnen als Leihgeräte zur Verfügung zu stellen.